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"Wie hilfst Du Menschen in schweren Phasen des Lebens (…)"

Ein Gespräch zwischen Sia A.P. Kermani und Johannes Kronika; Fotos: Ida Kronika.

– Auszug aus dem Interview für das ÖBR Magazin 2024.



JK: Sia, wie hilfst Du Menschen in schweren Phasen des Lebens in der psychologischen Begleitung und deiner Erfahrung als Buddhist?


SK: Zum Beispiel im richtigen Moment das Licht einzuschalten. (:lacht) Damit meine ich, dass ich in meinem Menschsein vollkommen wach und präsent sein soll. Es klingt so simpel, aber manchmal bedeutet das einfach zu spüren, dass beim Zuhören der Geschichte meines Klienten, meiner Klientin, mir (vielleicht auch meinem Gegenüber) die Beleuchtung im Raum für das gerade Erzählte zu dunkel ist bzw. das Aufhellen des Raums eventuell Einfluss auf die Erzählung hat. Natürlich, primär ist dies hoch-individuell. Man könnte sagen, dass wir bestenfalls Expertinnen und Experten des Prozesses sind. Der Inhalt und die Einzigartigkeit des Problemerlebens und in Folge auch dessen „Lösung", kommt von den Klientinnen und Klienten selbst. Oft entwickeln wir Wege, um einen sicheren Rahmen zu schaffen, um daraus mit Lösungsversuchen zu experimentieren.


Ich komme ursprünglich aus der Systemischen Familientherapie, spezialisierte mich später auf die Hypno-Systemik. Das ist eine der drei Ausprägungen dieser „Schule", die für mich durch ihre Problem-Wertschätzung und ihren Umgang mit Ambivalenzen nicht zwingend „lösungsorientiert" ist und mit meiner Art zu arbeiten am besten zu vereinbaren ist.

Dann lernte ich Integrative Gestalttherapie kennen. Und in weiterer Folge traf ich Barbara. (:lacht) Sie wurde mir von meiner damaligen Mentorin empfohlen, da ich Hilfe suchte bei einem herausfordernden Fall in eigener Praxis. Ich erwartete einen stark begrenzten Zeitrahmen für dieses Telefonat, da es schon abends war, hörte sie aber sagen: „Ich mache mir jetzt einen Kaffee, das dauert wohl länger - ich bin da." So sorgte sie voller Wärme für eine unglaubliche Begegnung. Später wurde sie meine (Lehr-)Therapeutin. Ihre Art zu arbeiten, ihr ganzes Wesen als Therapeutin, Buddhistin, schlichtweg als Mensch, prägt mich stark in meiner täglichen Arbeit.


„Du brauchst mich jetzt, ich muss auf mich auch achten."


In diesem kleinen Moment habe ich so viel erfahren: Was es bedeutet, als Buddhistin und Buddhist in diesem therapeutischen Bereich dies einfließen zu lassen.

Es war wie eine Befreiung. Plötzlich spürte ich, dass mein ureigenes Wesen und mein Zugang zu Dingen und meine Form zu arbeiten einfach einen Platz fand.


Oft erlebe ich, dass Menschen meine Tätigkeit nur noch mit „Sterben" verbinden, was schade ist. Es geht mir in meiner Arbeit einfach darum: Intensive Übergänge gut begleiten. Für mich ist es wichtig, ein präsentes, aber auch vor allem ein gesundes und waches Gegenüber zu bieten. Das Schöne daran ist, dass es mich mit in die Verantwortung nimmt - sorge ich gut für mich, bin ich ein gutes Gegenüber.

Der Buddhismus ist mir bei dieser Haltung hilfreich, da die grundlegende Gesundheit, die grundlegend gut betrachtete Natur des Geistes, eine hervorragende Voraussetzung bietet für ein ressourcenorientiertes Arbeiten mit Geist und Psyche.

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